Mittelschule | 10–16 Jahre

Pädagogischer Hintergrund

Das Kind steht im Mittelpunkt, jedes hat individuelle Begabungen und Entwicklungsfähigkeiten. Diese zu erkennen und zu fördern ist Aufgabe der Pädagoginnen und Pädagogen. In der Entwicklungsstufe der Pubertät befinden sich die Kinder und Jugendlichen in einem starken körperlichen und seelischen Umbruch. Ihr Verhalten, Denken und Empfinden ist in dieser Zeit geprägt von Zweifeln und heftigen Gemütsbewegungen. Entscheidend in diesen Jahren ist die Begleitung der jungen Menschen auf ihrem Weg zu einer eigenständigen, verantwortungsbewussten Persönlichkeit. Grundlage und Ziel der täglichen Begegnung sind gegenseitige Achtung und Respekt füreinander. Die Erwachsenen sind Vorbild und Partner. Sie geben Halt und sind bereit, sich offen mit den Jugendlichen auseinander zu setzen. Andererseits werden aber auch, falls notwendig, konsequent Grenzen aufgezeigt.

Die Mädchen und Jungen werden unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten individuell gefördert. Zwischen Schülern und Lehrkräften besteht ein Vertrauensverhältnis. Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung bei der Gestaltung der Lernatmosphäre und des Schullebens. Die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen (Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, sich in andere hineinversetzen...) ist ein grundsätzliches Anliegen aller Lehrkräfte.

Der Lehrplan für die bayerische Mittelschule bildet die Basis für die Gestaltung der klassenspezifischen Lehrpläne. Diese werden - überwiegend in jahrgangsgemischten Klassen und Lerngruppen - im Rahmen der pädagogischen Zielsetzung der Montessori-Mittelschule umgesetzt. Alle Schülerinnen und Schüler besuchen jahrgangsgemischte Klassen (5/6, 7/8, 9 und M 9/10).

Die Freiarbeit auf der Basis eines Wochenplanes oder Themenplanes nimmt einen großen und entscheidenden Teil des Unterrichts besonders in den Fächern Deutsch, Mathematik, Arbeitslehre, Geschichte / Sozialkunde / Erdkunde, Physik / Chemie / Biologie, Englisch und Hauswirtschaftlich-sozialer Bereich ein. Phasen der Freiarbeit wechseln sich immer wieder auch mit gebundenem Unterricht ab. Die Methode der Freiarbeit erzieht zu selbstständigem, eigenverantwortlichem, konzentriertem und sozialem Lernen. Die differenziert gestellten Arbeitsaufträge berücksichtigen die kognitiven Stärken und Schwächen der Kinder. In diesen Lern- und Arbeitsphasen werden sie von zwei Lehrkräften intensiv betreut. Sie beobachten, unterstützen und sichern die Qualität der Arbeit. Die Mädchen und Jungen arbeiten in ihrem eigenen Lerntempo. So kann jedes Kind Erfolge und Fortschritte erzielen und Freude am Lernen empfinden bzw. entwickeln.

Hausaufgaben werden aus lernpsychologischen und pädagogischen Gründen für sehr sinnvoll und wichtig erachtet. Sie werden regelmäßig gegeben und sind auf das Leistungsvermögen der Kinder abgestimmt. Leistungsstärkere Kinder, die den mittleren Schulabschluss anstreben, werden im M-Zug und in der jahrgangsgemischten M-Klasse gefördert. Für Kinder mit besonderem Förderbedarf gibt es, je nach Möglichkeit, zusätzliche Betreuung und Begleitung durch den mobilen sonderpädagogischen Dienst.

Alle Schülerinnen und Schüler lernen bereits ab der 5. Jahrgangsstufe in jährlichen, altersgemäßen Betriebspraktika die Berufs- und Arbeitswelt kennen. Sie werden in Zusammenarbeit mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit eingehend auf den Eintritt ins Berufsleben vorbereitet. Die Fachräume (Werkräume, Schulküche, EDV-Räume, PCB-Raum, Kunstraum) für GtB (Gewerblich-technischer Bereich), HsB (Hauswirtschaftlich-sozialer Bereich) und KtB (Kommunikationstechnischer Bereich) sind gut ausgestattet und ermöglichen entdeckendes und selbstbestimmtes Lernen. Ein zusätzliches Angebot an Arbeitsfeldern (Schülercafé, Schulgarten, Schülerband, Klettern, Tischtennis, Zirkus, Tanz, Töpfern ...) bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Neigungen und Interessen wahrzunehmen und zu vertiefen.

Die Ausstattung der Mittelschule mit Freiarbeitsmaterialien und Montessori-Material wird ständig aktualisiert. Im Unterricht kommen in allen Fächern neue Schulbücher zum Einsatz. Projektarbeit (fächer- und klassenübergreifende Projekte, Projekttage) wird gemeinsam in den Klassen und im Team - häufig auch unter Miteinbeziehung der Eltern - geplant und regelmäßig durchgeführt. Sie garantiert abwechslungsreiches und lebensnahes Lernen. Schullandheimaufenthalte für die Jahrgangsstufen 5 bis 7 und Studien- bzw. Klassenfahrten in den Jahrgangsstufen 8 bis 10 werden jährlich durchgeführt. Sie fördern insbesondere den Gemeinschaftsgeist und das soziale Lernen in einer Klasse.

Die Kinder und Jugendlichen werden so an politisch, wirtschaftlich, naturkundlich, kulturell und historisch bedeutsame Stätten herangeführt. In der 8. und 9. Jahrgangsstufe fertigen die Mädchen und Jungen die Montessori-Abschlussarbeit an. Sie gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, ein Thema ganz eigenständig auszuwählen und mit Hilfe eines Mentors, der ein Elternteil, ein Freund oder ein Lehrer sein kann, zu planen und zu bearbeiten. Eine Auseinandersetzung mit den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch Grenzen findet statt. Die Planung und Ausführung erfordert ein hohes Maß an Ausdauer, Ideenreichtum sowie je nach Thema handwerklichem und künstlerischem Geschick. Auftretende Schwierigkeiten müssen gemeistert werden. Die einzelnen Arbeitsschritte müssen schriftlich und mithilfe von Fotos dokumentiert werden.

Die fertige Arbeit wird von den Jugendlichen ihren Eltern, Lehrkräften und Mitschülern präsentiert. Ein Jury, bestehend aus den Säulen der Schule (Vorstand, Team, Eltern, Schülerinnen und Schülern) und Vertretern des öffentlichen Lebens (Agentur für Arbeit, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Arbeitgeber ...) begutachtet und würdigt die Arbeiten durch die Überreichung einer Urkunde. Außerdem wird die Montessori-Abschlussarbeit im Montessori-Abschlusszeugnis beschrieben.

In ausführlichen Wortgutachten in Form von Halbjahres- und Jahresbriefen werden das Arbeits- und Sozialverhalten sowie die individuellen Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler dokumentiert. Unsere Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe erhalten ein Montessori-Abschlusszeugnis und ein Zeugnis mit Noten für alle Fächer, in dem bei entsprechender Leistung der erfolgreiche Hauptschulabschluss attestiert wird. Dieses wird vom Staatlichen Schulamt bestätigt und unterschrieben. Wenn unsere Jugendlichen als externe Prüflinge erfolgreich am Qualifizierenden Hauptschulabschluss an einer Regelschule teilgenommen haben, stellt ihnen diese Schule ein Zeugnis über die erfolgreiche Teilnahme am Quali aus. Unsere Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe der M-Klasse erhalten ein Montessori-Abschlusszeugnis für die M10 und bei entsprechender Leistung von der Regelschule ein Zeugnis über die erfolgreiche Teilnahme als externer Prüfling am Mittleren Bildungsabschluss.

Die Schulleitung der Montessori-Mittelschule und die Montessori-Lehrkräfte der 9. und 10. Jahrgangsstufe arbeiten eng mit der Regelschule zusammen. Sie sind in den Feststellungskommissionen für den Qualifizierenden Hauptschulabschluss und den Mittleren Bildungsabschluss vertreten. Montessori-Lehrkräfte sprechen sich hinsichtlich der Prüfungsbereiche mit den Kollegen der Regelschule rechtzeitig ab. Sie unterstützen sie in den Prüfungen bei der Aufsicht, bei mündlichen und praktischen Prüfungen und bei der Korrektur. Prüfungen in HsB (Hauswirtschaftlich-sozialer Bereich) finden an der Montessori-Mittelschule statt. Die Kooperation mit der Regelschule verläuft sehr gut.

Schon im Schuljahr 2004/2005 wurde eine Ganztagsbetreuung eingeführt. Die Vorzüge dieses Angebotes werden den Eltern zunehmend bewusster. Die Montessori-Schule in Würzburg betreibt seit 2007 eine Fachoberschule. Auch wir in Schweinfurt verfolgen die Idee der Gründung einer Montessori-Fachoberschule ernsthaft.

Die Abschlüsse der Mittelschule

In der neunten und zehnten Jahrgangsstufe liegt ein besonderer Schwerpunkt in der Vorbereitung auf die Abschlüsse. Gerade in dieser Zeit sind ein gutes Lernklima sowie ein positives Arbeitsverhalten für die Schülerinnen und Schüler von großer Bedeutung, wenn sie ihre persönlichen Ziele erreichen wollen und sollen.

Welche Abschlüssen können an unserer Schule erworben werden?

Wer die Ziele der 9. Jahrgangsstufe erreicht hat, erhält ohne weitere Prüfung den „Erfolgreichen Hauptschulabschluss“.

Für den „Qualifizierenden Hauptschulabschluss“ müssen sich die Schüler am Ende der 9. Jahrgangsstufe einer externen Prüfung unterziehen, die an unserer Partnerschule zusammen mit den dortigen Schülern stattfindet. Mit dieser Partnerschule arbeiten wir bereits seit vielen Jahren zusammen. In dieser Zeit haben sich enge Kontakte zwischen den Lehrkräften entwickelt. Bei den Prüfungen zum „Qualifizierenden Hauptschulabschluss“ gehen die Jahresfortgangsnoten unserer Schüler nicht in die Bewertung mit ein.

Die Schülerinnen und Schüler unseres M-Bereiches streben am Ende der 10. Jahrgangsstufe den „Mittleren Bildungsabschluss“ an. Ab der 7. Jahrgangsstufe arbeiten die Schüler des M-Bereichs auf einem erhöhten Anforderungsniveau. Ein Wechsel in den M-Bereich ist mit den entsprechenden Leistungen nach der 6. bis 9. Jahrgangsstufe möglich. Die Vorbereitung und der Ablauf der Prüfungen zum „Mittleren Bildungsabschluss“ in der 10. Jahrgangsstufe finden entsprechend den Prüfungen zum „Quali“ statt.

Die Grundvoraussetzung für einen Erfolg in den Abschlussklassen – egal welchen Schulabschluss die Schülerinnen und Schüler am Ende anstreben – liegt in der Bereitschaft zu einer selbstständigen und eigenverantwortlichen sowie intensiven und konzentrierten Vorbereitung sowohl in der Schule als auch zu Hause.